WORKSHOP
Unter dem Leitmotiv "Prototyping Suitable Learning Spaces" beginnt das entstandene Workshopformat als Schnittstelle zwischen den Bedürfnissen der Lernenden in deutschen Schulen und der tatsächlichen Produktentwicklung von Lernmöbeln eine bislang vernachlässigte Lücke zu schließen und mögliche Spielräume für Veränderungen sichtbar zu machen. Dabei wird aktiv mit den Lernenden geforscht und werden gemeinsam neue Lernsituationen modelliert. Das Workshopkonzept und der entstandene Forschungsbaukasten verstehen sich selbst als erste "Prototypen" für ein spielerisches Annähern an das Problemfeld und können künftig ausgebaut und erweitert werden.



Gemeinsam Visionen für die Zukunft gestalten.

Workshopmaterialien
Für den Workshop wurden verschiedene gestaltete Hilfsmittel und Materialien ausgewählt, die der gemeinsamen Forschung am Schulstuhl dienen. Mit den quadratischen Pappwabenplatten in drei verschiedenen Stärken können die Lernenden die Lücken wie Spielräume unter den Füßen oder unter dem Gesäß füllen. Außerdem können mit den Stapelelementen, sowie den Keilkissen ganz individuelle Kreationen entstehen. Dabei helfen die Spanngurte, mit denen die Lernenden ihre Stapel am Stuhl oder auch separat fixieren können. Zusätzlich ergänzen farbige Sticker den Forschungsbaukasten und tauchen sowohl auf der Infografik als auch in den Farbcode-Tabellen auf.

Der Forschungsbaukasten mit allen Materialien für den Workshop.

Vorbereitungsphase: Infografik
Für den Einstieg in die Thematik wird zuerst eine lebensgroße Infografik über die verschiedenen Körperproportionen der Lernenden gestaltet.
Dazu kleben die Lernenden jeweils auf Knie-, Hüft-, Schulter-, und Kopfhöhe einen farbigen Sticker auf einen vorbereiteten Hintergrund und markieren so ihre ganz individuellen Körperformen. Ihre eigene "Proportionslinie" beschriften sie mit ihrem Namen. So bekommen die Partizipierenden ein erstes Gefühl von ihren vielseitigen Körpern und den damit verbundenen individuellen Bedürfnissen.



Workshop // Vorbereitungsphase : Infografik

Forschungsphase 1: Probesitzen
Alle Lernenden nehmen nacheinander auf dem einheitlichen Schulstuhl Platz, der üblicherweise im Lernraum benutzt wird. Hierbei ist es wichtig, dass sie mit ihrem Gesäß bis hinten an die Lehne rutschen. Optimalerweise sollten dann Ober- und Unterschenkel einen 90-Grad-Winkel bilden, die Fußsohlen vollflächig den Boden kontaktieren und die Kniekehlen ca. eine Handfläche von der vorderen Stuhlkante entfernt sein. 
Dass diese "Idealposition" nur die wenigsten der Lernenden auf einem normierten Schulstuhl einnehmen können, zeigten die ersten Ergebnisse der Pilotphase des Workshops.

Forschungsphase 2: Spielräume füllen
Nachdem nun alle Lernenden einmal "richtig" Platz genommen haben, werden die entstandenen Lücken zwischen Fußfläche und Boden mit den quadratischen Stapelelementen gefüllt. So können sich die Lernenden erstmalig in angemessener Haltung auf dem Schulstuhl positionieren. Die Stapelelemente können durch ihre Farbmarkierungen an der Seite den Spielraum definieren. Die Farbe Grün kennzeichnet eine Materialstärke von 6cm, das Rosa 2,5cm und das Blau 1,5cm. Die Keilkissen sind durch einen lilafarbenen Sticker markiert. Mit Hilfe dieses Farbsystems können die Lernenden ihre individuellen Spielräume auf einer Tabelle festhalten. Die farbigen Sticker stehen also jeweils für die Elemente, die eingeschoben werden mussten, um die Missstände zwischen Mensch und Stuhl aufzuheben.
Forschungsphase 3: Prototyping​​​​​​​
Aber selbst das Sitzen in "optimaler Haltung" ist weder gesund noch lernfördernd, solange es nicht durch Bewegungspausen und regelmäßige Haltungswechsel ergänzt wird. Das Dauersitzen, welches Heranwachsende mit der "Einstuhlung" als primäre Körperhaltung erlernen, nimmt großen Einfluss auf deren körperliche Entwicklung, sowie auf die Denk- und Handlungsmuster. Darum ist es in dieser Forschungsphase wichtig, den jungen Menschen mal freien Raum zur kreativen Umgestaltung ihres Arbeitsplatzes zu bieten. Mit den Hilfsmitteln können sie sich ihre ganz eigenen Lernwelten schaffen und einfach mal experimentieren: was funktioniert, was nicht und wie fühlt sich das an?

Forschungsphase 4: Erprobung im Lernraum​​​​​​​
Schlussendlich bekommen die Lernenden selbstverständlich die Möglichkeit, ihre eigenen Kreationen und Stapel mit in den Lernraum zu integrieren und im Unterricht zu erproben. Bei den Materialien handelt es sich jedoch vorerst bewusst um keine Produkte, welche einfach als Add-Ons im Lernraum bleiben, sondern um Hilfsmittel, die einen ersten Vorgeschmack auf mögliche mobiliare Veränderungen gestalten können. 
Um die Lernräume mitsamt ihrer Einrichtung tatsächlich bedürfnisorientierter zu gestalten, müssen Möbelhersteller*innen, Ergonom*innen, Pädagog*innen und die Schulen selbst künftig aktiv zusammenarbeiten und unter Einbeziehung der Perspektiven der Lernenden selbst neue Wege einschlagen.